Mein Weg in die Straßenfotografie
Straßenfotografie? Was soll daran denn Spaß machen?
Das habe ich mich lange Zeit gefragt. Da ich meistens in der Natur fotografiere, erschien mir die Straßenfotografie laut und chaotisch. Die vielen Autos, die sich ständig verändernde Umgebung und vor allem die vielen Menschen ließen mich glauben, dass es keinen Spaß macht, auf der Straße zu fotografieren. Außerdem habe ich mich unwohl gefühlt, wenn ich nur daran gedacht habe, meine Foto-Routinen bei all den Menschen um mich herum zu verfolgen! Was würde wohl passieren, wenn mich jemand anspricht und fragt, was ich da mit meiner Kamera in dieser seltsamen Position mache? (Nichts Schlimmes, wie sich später herausstellte …)
Jedenfalls kam mir die Straßenfotografie immer ein bisschen zu exotisch und fremd vor – bis zum Sommer 2022. Nachdem ich 2021 aus meiner Heimatstadt Braunschweig weggezogen bin, habe ich mich das erste Mal in einem Motivationsloch wiedergefunden. Ich merkte, dass der Reiz des Fotografierens von Landschaften mich irgendwie verlassen hatte. Vielleicht war es die fehlende Vertrautheit der Wälder zu Hause oder die fehlende Inspiration durch meine neue Umgebung, ich wusste es nicht.
Was ich wusste, war, dass ich das Gefühl der Aufregung vermisst habe, das normalerweise über mich kommt, wenn ich meine Kameratasche und mich aufs Rad schwinge, um fotografieren zu fahren. Deshalb habe ich das getan, was ich immer tue, wenn ich nicht weiterkomme: Ich habe etwas anderes ausprobiert. Anstatt in der Natur nach Fotomöglichkeiten zu suchen, nahm ich meine Kamera und habe mich in die S-Bahn in die Berliner Innenstadt gesetzt.
Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass ich an diesem Tag ins kalte Wasser gesprungen bin und das Fotografieren auf der Straße ausprobiert habe. Denn im Gegensatz zu meiner vorherigen Überzeugung macht das Ganze wirklich Spaß. Gebäude, Spiegelungen, Menschen, Muster, was auch immer – Berlin bot mir an diesem Tag (und auch heute noch) unendliche fotografische Möglichkeiten.
Was ich auch nicht erwartet habe, war, dass sich das Fotografieren fast so wie immer angefühlt hat. Ich habe mich schnell in der Beobachtung meiner Umgebung verloren und fleißig nach Mustern und außergewöhnlichen Farben gesucht. Auch den Lärm und die Menschen um mich rum habe ich schnell ausgeblendet. Darüber hinaus habe ich viele Parallelen zur Landschaftsfotografie gefunden. So kommt es auch bei der Straßenfotografie auf Komposition und Licht an: Mit dem richtigen Winkel und Licht kann man jede gewöhnliche Szene in ein einzigartiges Foto verwandeln.
Nach diesem ersten positiven Erlebnis war ich nun öfters in der Stadt statt in der Natur, um zu fotografieren. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern – vor allem, wenn man bedenkt, dass noch diese Woche nach Berlin ziehe!