Erkunden, Warten, Fotografieren.

Island, Norwegen, die Dolomiten. Beliebte Landschaftsbilder in den sozialen Medien zeigen oft großartige Ausblicke von diesen Orten. Wenn man als Hobbyfotograf seine eigenen Bilder neben diesen herausragenden Fotografien sieht, denkt man schnell, dass man selbst an diese Orte reisen muss, um großartige Fotos machen zu können. Zumindest habe ich das gedacht, als ich mit dem Fotografieren angefangen habe.

Glücklicherweise hat mich das nie davon abgehalten, auch die Natur vor meiner Haustür zu erkunden. Obwohl ich Reisen in die Dolomiten in Italien und in die Redwoods in Nordkalifornien unternommen habe, muss ich ehrlicherweise zugeben: Meine Lieblingsbilder sind alle in der Nähe meines Wohnortes entstanden.

Dieses Bild habe ich 2022 an einem frühen Sommermorgen aufgenommen. Der Ort des Geschehens? Nur eine 10-minütige Fahrradtour von meinem damaligen Zuhause in Braunschweig entfernt.

Wie kommt es also, dass die scheinbar fotogeneren Landschaften in meinem Fall nicht zu ebenso schönen Bildern geführt haben? Der Grund darin liegt meiner Meinung nach darin, dass die wichtigste Zutat für ein gutes Bild nicht unbedingt die Landschaft, sondern die richtigen Bedingungen sind. Im Urlaub muss man nehmen, was man bekommt! Man kann nicht warten, bis man endlich den Nebel oder das erhoffte „flache“ Licht hat.

Zu Hause ist das ganz anders. Wenn man ein Motiv gefunden hat, kann man warten, den Wetterbericht verfolgen und wiederkommen, wenn die Zeit reif ist und man die gewünschten Bedingungen vorfindet.

Ich habe diesen kleinen See im östlichen Teil von Braunschweig schon oft besucht. Erst an einem Morgen im Dezember 2022 hatte ich endlich die richtigen Bedingungen: Dichter Nebel und der Reiher als Blickfang im Wasser. Jackpot!

Im Laufe der Jahre habe ich somit eine feste Routine entwickelt, wenn es um das Fotografieren von Landschaften geht:

  1. Ich erkunde die Gegend (oft ohne meine Kamera) und suche nach möglichen Aufnahmeorten.

  2. Ich stelle mir die Szene unter anderen Bedingungen vor: Welches Licht möchte ich haben? Ist es besser, am Morgen oder am Abend wiederzukommen? Möchte ich Nebel in meiner Aufnahme haben?

  3. Ich prüfe Sie die Wettervorhersage, immer in der Hoffnung, die gewünschten Bedingungen vorhergesagt zu bekommen.

  4. Und wenn das dann irgendwann der Fall ist? Rucksack auf, rauf aufs Rad und los geht’s!

Der schwierigste Teil dieses Vorgehens ist es, für mich, mir eine Szenerie unter anderen Bedingungen vorzustellen. Selbst mit etwas Übung bin ich oft überrascht, wie sehr sich ein z. B. Waldstück von einem Tag zum anderen verändern kann.

Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich an diesem Baum vorbeigelaufen bin, ohne ihm die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Ich brauchte drei Jahre und einen nebligen Morgen, um sein Potenzial zu erkennen. Manchmal braucht es einfach eine Prise Glück!

Im Endeffekt geht es somit für mich bei der Landschaftsfotografie für mich nicht nur ums genaue Beobachten meiner Umgebung. Ebenso wichtig ist meine Fähigkeit, mir vorzustellen, wie ein Motiv unter anderen Wetterbedingungen oder zu anderen Jahreszeiten aussehen könnte, und somit „noch mehr“ aus einem Motiv herauszuholen oder es überhaupt erst in Szene zu setzen.

Wenn ich das getan habe, heißt es nur noch warten, bis die Zeit gekommen ist und das Bild zu machen. Klingt einfach, ist es ehrlicherweise aber leider nicht.

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