Blattgold

Ich stehe über einem Meer an Wolken; die Sonne taucht die umstehenden Bäume in ihr erstes Licht. Nach einer Stunde Fotografieren in der frühen Morgensonne mache ich mich auf den Weg. Ich wandere durch den nebligen, mit gelben und orangefarbenen Blättern geschmückten Wald.

Obwohl ich nun schon seit einigen Jahren fotografiere, tagträume ich immer noch so von meinen Fotoreisen. Wenn man bedenkt, dass das Wetter auf meinen Reisen kaum mitgespielt hat, sollte man eigentlich meinen, dass ich es besser weiß. Na ja. In der Hoffnung, dass es diesmal alles anders sein würde, habe ich mir ähnliches ausgemalt, als ich vor einigen Wochen meine Fototasche für meine Reise ins Elbsandsteingebirge gepackt habe. Im Rahmen der Gesellschaft für Naturfotografie wollten wir die herbstlichen Farben einfangen, idealerweise mit etwas Nebel, idealerweise in einem bunten Wald. Am Ende waren die Bedingungen natürlich nicht so, wie wir sie uns erträumt hatten. Während der drei Tage der Reise gab es keinen Nebel, und auch das Licht war eher wenig vorhanden.

Glücklicherweise habe ich schon früh gelernt, wie wichtig es ist, sich beim Fotografieren in der Natur an die vorhandenen Bedingungen anzupassen. Wie so oft in diesem Fall habe ich hauptsächlich mit meinem Teleobjektiv gearbeitet und mich auf Nahaufnahmen und intime Szenen fokussiert. Was mir dabei immer wieder ins Auge gefallen ist, waren die leuchtend gelben Blätter überall. Die Farbe der Blätter stach besonders vor dem dunklen Sandstein hervor und schien zu leuchten, wenn sie von oben in weiches Licht getaucht wurden. Um diesen Effekt zu verstärken, habe ich meine Bilder oft unterbelichtet und die Glanzlichter in meiner Kamera hochgesetzt.

Das Ergebnis ist eine kleine Serie von Bildern, die ich 'Blattgold' nenne. Obwohl die Bilder nicht die typischen weiten Blicke auf das Elbsandsteingebirge zeigen, finde ich sie dennoch authentisch für die Region. Denn alle Bilder kombinieren die beiden zentralen Elemente des Gebirges, die ich vor einigen Wochen gesehen habe: Das goldene Herbstlaub vor dem dunklen Sandstein.

Previous
Previous

Lernen von Rachael Talibart und Mark Littlejohn

Next
Next

Garajonay: Einer der letzten Urwälder Europas